(downloads) Habilitation: August 2006 |
Franz-Josef Arlinghaus / PD Dr. Christiane Eifert Geschichte
der europäischen Stadt vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart |
Das Mittelalter gilt gemeinhin als eine durch die
Herrschaft von Kaisern, Königen und Fürsten geprägte Epoche. Seit dem 11. und
12. Jahrhundert entwickelte sich jedoch in den Städten eine andere Form des
gesellschaftlichen Lebens, die auf dem Zusammenschluss von prinzipiell
Gleichen gegründet war. Auch wenn insbesondere in den Städten der Frühen
Neuzeit de facto oligarchische Strukturen vorherrschten, so gestaltete sich
das Leben hier dennoch anders als etwa am Hofe eines Fürstbischofs. Max
Weber hat die besondere Verfasstheit der ‚okzidentalen Stadt’ im
Vergleich zu anderen Weltregionen und zur Antike herausgearbeitet und darin ein
wichtiges Moment für die Entwicklung der modernen Gesellschaft gesehen. Seine
These dient insbesondere im ersten Teil des Grundkurses als Leitfaden. Gegenüber
der mittelalterlichen Kommune tritt die Stadt der Moderne nicht durch
politische und verfassungsrechtliche Besonderheiten hervor. Vielmehr stellt
sie vor allem einen Verdichtungsraum der sozialen und ökonomischen
Umwälzungen dieser Zeit dar. Charles Dickens’ ‚Oliver
Twist’ liefert eine literarische Beschreibung der modernen Metropole,
die durch Verarmung großer Bevölkerungsteile ebenso gekennzeichnet ist wie
durch technische Innovationen. Zugleich wird die Stadt zum Treffpunkt einer
kulturellen Avantgarde, die die dominanten gesellschaftlichen Strukturen in
ganz anderer Weise hinterfragte, als dies die mittelalterliche Kommune tat.
Schließlich stellen die ‚Megacities’ des ausgehenden 20.
Jahrhunderts mit ihrer Milliardenbevölkerung den Begriff ‚Stadt’
generell in Frage. Literatur
Ennen,
Edith, Die europäische Stadt des Mittelalters, Göttingen 19874. Reulecke,
Jürgen und Wolfgang Hofmann (Hgg.): Die deutsche Stadt im Industriezeitalter:
Beiträge zur modernen Stadtgeschichte, Wuppertal 19802. Schreiner,
Klaus: Legitimität, Autonomie, Rationalisierung. Drei Kategorien Max Webers
zur Analyse mittelalterlicher Stadtgesellschaften –
wissenschaftsgeschichtlicher Ballast oder unabgegoltene Herausforderung?, in:
Die okzidentale Stadt nach Max Weber. Zum Problem der Zugehörigkeit in Antike
und Mittelalter, hg. von Christian Meier (Historische Zeitschrift Beiheft NF
17), München 1994, S. 161-211. Schwerhoff,
Gerd: Die goldene Freiheit der Bürger. Zu den Bedeutungsebenen eines
Grundwertes in der Stadtkölnischen Geschichte (13.-17. Jahrhundert), in:
Stadtregiment und Bürgerfreiheit. Handlungsspielräume in deutschen und
italienischen Städten des Späten Mittelalter und der Frühen Neuzeit, hg. von
Klaus Schreiner und Ulrich Meier (Bürgertum. Beiträge zur europäischen
Gesellschaftsgeschichte 7), Göttingen 1994, S. 94-119. Stichweh,
Rudolf: Raum, Region und Stadt in der Systemtheorie, in: Soziale Systeme 4
(1998), S. 341-358. |